Sozialpsychologie
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Themenübersicht

Im Folgenden sind einige Themen bzw. Fragestellungen beschrieben, für die wir uns in unserer eigenen Forschung interessieren und zu denen wir Abschlussarbeiten (Bachelor- oder Masterarbeiten) betreuen.

Angst vor Ausbeutung: Eine selbsterfüllende Prophezeiung? (Gollwitzer)

Personen mit einer starken dispositionellen Sensibilität für Ungerechtigkeit zu eigenen Ungunsten („Opfersensibilität“) neigen dazu, anderen Menschen in sozialen Dilemmasituationen zu misstrauen, also ihnen egoistische Motive zu unterstellen. Diese Voreingenommenheit bewirkt, dass sich Opfersensible in sozialen Dilemmasituationen selbst unkooperativ verhalten. Manchmal liegen sie damit richtig, manchmal aber auch falsch.

Unklar ist, wie Hoch-Opfersensible Informationen über das tatsächliche Verhalten ihrer Interaktionspartner integrieren. Konkret: wenn eine hoch-opfersensible Person mit widersprüchlichen Informationen bezüglich der Vertrauenswürdigkeit einer anderen Person konfrontiert wird, achtet sie dann mehr auf die Information, die Unvertrauenswürdigkeit indiziert (confirmation bias) oder achtet sie auf Information, die Vertrauenswürdigkeit indiziert (Erwartungsverletzung)?

Betreuer: Prof. Dr. Mario Gollwitzer

Die komplizierte Beziehung zwischen Rache und Vergebung (Gollwitzer)

Häufig wird Vergebung als das Gegenteil von Rache verstanden: Vergebung impliziert demnach eine „vorwärtsgewandte“ Haltung, den Willen zur Lösung des Konflikts und kooperative Handlungsbereitschaften; Rache impliziert demnach eine „rückwärtsgewandte“ Haltung, sie wird als Hindernis auf dem Weg hin zur Konfliktlösung verstanden.

Doch so einfach ist die Sache nicht: Auch Vergebung kann man manchmal in Wirklichkeit auf eine Vergeltungsmotivation zurückzuführen sein; auf Oscar Wilde geht das Zitat zurück: „Vergebung ist die schönste Rache“. Woran erkennt man nun eine Vergebung, die eigentlich eine Form der Rache ist?

Betreuer: Prof. Dr. Mario Gollwitzer

Wann ist „verschobene Rache“ süß? (Gollwitzer)

Viele unserer Befunde aus Laborexperimenten und Befragungen legen den Schluss nahe, dass Rache an einer Person, die uns zuvor etwas Ungerechtes angetan hat, als „süß“ erlebt wird, wenn der Täter versteht, wieso Rache an ihm geübt wurde. Dies interpretieren wir als Hinweis darauf, dass der Rache eine Motivation zugrunde liegt, dem Täter eine Botschaft zu übermitteln: „So etwas kannst du mit mir nicht machen“.

In neueren Studien untersuchen wir, ob und wann Rache auch dann „süß“ sein kann, wenn sie sich gar nicht mehr gegen den eigentlichen Täter richtet, sondern gegen eine unschuldige Person, welche lediglich der gleichen sozialen Gruppe wie der Täter angehört. Solche Formen „verschobener Rache“ sind ein Kennzeichen intergruppaler Konflikte und psychologisch erklärungsbedürftig. Ungeklärt ist bislang, unter welchen Umständen verschobene Rache „süß“ ist.

Eine mögliche Hypothese könnte lauten: sie ist dann am ehesten befriedigend, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass sie den ursprünglichen Täter erreicht.

Betreuer: Prof. Dr. Mario Gollwitzer

Die Wahrnehmung von Vergebung und Bestrafung im Intergruppenkontext (Masterarbeit; Twardawski)

Situationen von Fehlverhalten beinhalten häufig mehrere Parteien von denen zwei besonders hervorstechen: Täter und Opfer. Opfer von Fehlverhalten stehen hierbei manchmal vor der Entscheidung, die Täter zu bestrafen oder ihnen zu vergeben. Während Bestrafung dabei meist mit Negativem verbunden wird (etwa der Eskalation des Konflikts), hat Vergebung meist einen positiven Anstrich (nach dem Motto „Vergeben und vergessen“).
Gleichwohl stellt sich die Frage, ob dies tatsächlich so einfach ist. Im Rahmen dieses Projekt sollten Sie Fragestellungen entwickeln die untersuchen, inwiefern die Wahrnehmung und Akzeptanz von Vergebung und Bestrafung durch die eigentlichen Täter variieren kann. Aufbauend auf Literatur, die sich derartige Prozesse in interpersonellen Situationen angeschaut hat, soll dieses Thema auf Intergruppenprozesse übertragen werden. Wann wird die Reaktion einer Gruppe auf deren Viktimisierung durch die Tätergruppe als gerecht wahrgenommen?

Betreuer: mathias.twardawski@psy.lmu.de

Der Umgang mit Viktimisierungserfahrungen mit Imagery Rescripting (Masterarbeit; Twardawski)

Das Erleben von Viktimisierung geht mit vielen negativen Konsequenzen einher. Viele Opfer leiden sehr stark unter den gemachten Erfahrungen. Im Kontext der klinischen Psychologie wird der Umgang mit derartigen Erfahrungen insbesondere im Rahmen von Trauma-Therapie systematisch untersucht. In diesem Forschungsprojekt spannen wir den Bogen zwischen klinischer Psychologie und Sozialpsychologie und wenden Konzepte aus der klinischen Psychologie auf subklinische Viktimisierungserfahrungen an. Insbesondere fokussieren wir hierbei auf die Intervention „Imagery Rescripting“ und untersuchen, unter welchen Bedingungen diese Intervention besser oder weniger wirksam ist. Im Rahmen Ihrer Abschlussarbeit können Sie einen Beitrag zu dieser Forschung leisten.

Betreuer: mathias.twardawski@psy.lmu.de

A culture of victimhood? (Voit)

Es gibt individuelle Unterschiede darin, wie sensibel Menschen auf Ungerechtigkeit reagieren. Ist eine Person besonders sensibel für Ungerechtigkeiten zu ihren Ungunsten, spricht man von Opfersensibilität. Anekdotisch gibt es Indikatoren dafür, dass Menschen heute opfersensibler sind als früher, sich also eher als Opfer fühlen und diese Opferrolle möglicherweise auch strategisch für ihre eigenen Ziele nutzen. Aber ist das wirklich so? In verschiedenen Studien möchte ich mir anschauen, ob die Opfersensibilität im Laufe der letzten Jahre tatsächlich gestiegen ist. Dafür werden wir Replikationsstudien von Studien aus den frühen 2000ern, die Aufschluss über die Ungerechtigkeitssensibilität der Teilnehmenden geben, durchführen und schauen, ob sich die Befundlage verändert hat.

Betreuerin: marlene.voit@psy.lmu.de

Urteile und Entscheidungen auf Grundlage von Informationsstichproben (Ziegler)

In vielen (sozialen) Situationen müssen wir aus unvollständiger Information grundlegende Urteile und Entscheidungen bilden. Diese Situationen werden wir in einer prototypischen Aufgabe nachbilden: Die Versuchspersonen erhalten eine Sequenz an Informationen über eine Zielperson/Zielgruppe (etc.) und fällen anschließend ein Urteil (z.B. über Sympathie, Eignung, etc.). Diese Informationssequenz kann von der urteilenden Person selbstbestimmt abgebrochen werden. Dieser selbstbestimmte Abbruch findet nicht zufällig statt: Es kommt darauf an, welche Art von Information in welchem Kontext beobachtet wurde. Beispiele für derartige Szenarien sind: Eindrucksbildung (bzgl. Sympathie der Zielperson/Zielgruppe) auf Basis eine Stichprobe an Eigenschaften oder Verhaltensweisen, Bewertung der Eignung von Bewerber*innen, Bewertung von Produkten, Integrieren von Ratschlägen, um die eigene Schätzung zu verbessern. Hierbei stellt sich die Frage, welche Art und Zusammensetzung an Information bewirkt, dass urteilende Versuchspersonen den Eindruck bekommen eine ausreichende Entscheidungsgrundlage zu haben.

Betreuer: jo.prager@psy.lmu.de


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