MUNIK - Münchner Universitäres Institut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapieausbildung
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Schwangerschaft und Wochenbett zur Zeit der Corona-Pandemie

Viele werdende Eltern erleben die Schwangerschaft und die erste Zeit mit dem Baby als einen von Glücksgefühlen geprägten Lebensabschnitt. Nicht selten jedoch können in dieser Phase auch Ängste, Zweifel oder depressive Symptome auftreten. Diese können sich zum Beispiel darum drehen, ob man den Aufgaben als Elternteil gewachsen sein wird und sich in die neue Rolle als Mutter/Vater einfinden kann.

Insbesondere in Zeiten wie jetzt sind werdende Eltern mit zusätzlichen Fragen und Sorgen konfrontiert, die sich u.a. auf die im Zuge der Pandemie vorgenommenen Einschränkungen beziehen.

Eine besondere Belastung: Das Gefühl, isoliert zu sein

Die Beschränkungen in der Kontaktgestaltung bis hin zum Verzichten auf soziale Kontakte in einer Quarantäne können Sie als werdende Eltern oder Eltern eines neugeborenen Kindes besonders belasten. Vielleicht fühlen Sie sich hilflos oder es treten Ängste auf, die Versorgung des Babys alleine nicht zu schaffen. Das Gefühl, sozial isoliert zu sein, kann außerdem negative Gedanken sich selbst und dem (ungeborenen) Kind gegenüber sowie Ängste und niedergeschlagene Stimmung auslösen.
Hier finden Sie einen Artikel zu unserem Unterstützungs-Angebot: "Baby und Familie" (30.04.2020)

Welche Sorgen/Belastungen können auftreten?

Ängste und Sorgen, dass...

▸das Virus eine Gefahr für Sie oder Ihr ungeborenes/neugeborenes Kind werden könnte.

▸Ihr/e Arzt/Ärztin/Hebamme/Geburtshelfer Sie nicht wie geplant betreuen können.

▸wichtige Formen der sozialen Unterstützung wegbrechen können, beispielweise, dass Ihr Partner Sie nicht zu Vorsorgeuntersuchungen oder der Geburt begleiten kann.

▸Sie nach der Geburt sozial isoliert sein könnten, da kein Besuch erlaubt ist.

▸Sie als werdender Vater Ihre Partnerin nicht ausreichend emotional unterstützen können.

Körperliche Reaktionen: Ängste und Sorgen können dazu führen, dass Sie sich körperlich erschöpft und müde fühlen. Manche Menschen erleben jedoch auch Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche oder Schwindel.

Niedergeschlagene Stimmung, Grübeln und Schlaflosigkeit: Es kann vorkommen, dass sich Ihre Stimmung verändert, beispielsweise, dass Sie nicht mehr so viel Freude empfinden können wie früher. Viele Menschen fangen an zu grübeln, was auch zu Schwierigkeiten bei Ein- oder Durchschlafen führen kann.

Was kann mir helfen?

Umgang mit Ihren Gefühlen und Sorgen:
✓ Sprechen Sie offen mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin über Ihre Gedanken, Ängste und Ihre Stimmung und zeigen Sie Verständnis für alle Gefühle, die in dieser Situation entstehen können.

✓ Begrenzen Sie die Menge an Informationen, die Sie lesen, und verwenden Sie vertrauenswürdige Websites (z.B. die Seiten der WHO). Bitten Sie eventuell Vertraute, Ihnen beim Filtern der wichtigsten Informationen zu helfen.

✓ Sprechen Sie mit Familie und Freunden über bestehende Kontaktbeschränkungen und was dies für Besuche bedeutet. Sprechen Sie auch darüber, wie diese Vertrauten Sie dennoch unterstützen können, beispielsweise beim Einkaufen. Nutzen Sie Telefon und Computer, um mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben.

✓ Sprechen Sie mit Ihrer Hebamme über Ihre Ängste und Sorgen.

✓ Planen Sie voraus und informieren Sie sich über mögliche Einschränkungen in Ihrem Krankenhaus/Ihrer Klinik.

Tagesstruktur und Entlastung:
✓ Teilen Sie sich, wenn möglich, die Betreuung/Versorgung des Babys mit jemandem, damit Sie sich auch einmal zurückziehen können.

✓ Halten Sie zu Hause eine für Sie sinnvolle Tagesstruktur ein – vergessen Sie dabei nicht, auch Pausen zu machen!

✓ Der positive Effekt von Bewegung auf unsere Emotionen ist gut belegt: Wenn möglich, gehen Sie raus und nutzen Sie die Bewegung, um sich zu entspannen und „durchzuatmen“.

✓ Machen Sie andere Dinge, die Sie entspannen: ein Buch lesen, Musik hören, kreativ sein, …

Wann sollte ich mit Hilfe holen?

Wenn...
▸es Ihnen schwerfällt, sich von Ihren Ängsten, Sorgen oder der niedergeschlagenen Stimmung abzulenken oder diese sie nicht mehr schlafen lassen.

▸Sie Schwierigkeiten haben, Ihren Alltag zu bewältigen oder sich überfordert fühlen.

▸Sie nicht wissen, mit wem Sie über Ihre Sorgen und Fragen sprechen können.

▸Sie Sorgen haben, dass Ihre Ängste oder Ihre Stimmung die Beziehung zu Ihrem Kind oder dessen Entwicklung negativ beeinflussen könnten.

▸Ängste und wiederkehrende Gedanken auftreten, sich selbst oder das Kind zu gefährden.

▸Sie anhaltend unsicher in Kontakt mit ihrem Kind sind.

▸Sie Ängste haben, ihr Kind nicht angemessen versorgen zu können.

Hilfsangebote und Informationen

Hilfsangebote:
Hochschulambulanz und MUNIK Institutsambulanz der Ludwigs-Maximilians-Universität München: Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie mit dem Schwerpunkt Verhaltenstherapie

Schatten und Licht e.V.Initiative zu Selbsthilfe bei peripartalen psychischen Erkrankungen

Initiative der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) und Verbund universitärer Ausbildungsgänge für Psychotherapie (unith): Angebote von Psychologen*Innen, die für unterschiedliche Situationen Hilfe bieten

Informationen für Eltern / Schwangere:

National Childbirth Trust (nct): Wohltätigkeitsorganisation für Eltern

UNICEF: Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Children’s Fund)

Selbsteinschätzung depressiver Verstimmungen nach der Geburt:

Auf den Internetseiten der oben genannten Initiative „Schatten und Licht e.V.“ zur Selbsthilfe bei peripartalen psychischen Erkrankungen finden Sie einen Fragenbogen zur Selbsteinschätzung.