Fachschaft Psychologie
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Vortragsreihe 2023 (WS)

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Wir freuen uns, Euch für das kommende Semester folgendes Programm vorstellen zu können. Die interaktiven Themen sollen dazu einladen, mitzureden und mitzudiskutieren. Bringt gerne Eure eigenen Ideen mit, und ein:

  • 8. November 2023, 19:00 (Raum 2401, Leo 13):

“Vertiefung in die Oberfläche: Ein linguistischer Ansatz zur Erfassung des Unbewussten im Therapiealltag” (Armin Zemann-Caspary)

  • 15. November 2023, 19:00 (Raum 2401, Leo 13):

"Forensische Psychotherapie" (Hans-Werner Saloga)

  • 13. Dezember 2023, 19:00 (Raum 2401, Leo 13): 

“Die fehlende Evidenz Psychodynamischer Therapieverfahren - (k)ein alter Hut?!” (Prof. Dr. Cord Benecke)

  • 17. Januar 2024, 19:00 (Raum 2401, Leo 13):

“Liebe essen Seele auf. Die Angst vor der Liebe im analytischen Setting” (Gerhard Hummel)

 

 

Die Vortragsreihe im Detail:


“Vertiefung in die Oberfläche: Ein linguistischer Ansatz zur Erfassung des Unbewussten im Therapiealltag” (Armin Zemann-Caspary)

Wie schlagen sich unbewusste Konflikte im Sprechakt nieder? Können Abwehrformen an der Sprache erkannt und differenziert werden? Ist die Sprachpraxis von PatientInnen nach Störungsbildern unterscheidbar, sprechen z.B. ZwangspatientInnen anders als AngstpatientInnen? Die Aufmerksamkeit der sogenannten Konversationsanalyse richtet sich unabhängig vom Inhalt auf die Frage: Wie wird etwas gesagt? An Fallbeispielen werden mehrjährige Erfahrungen und Forschungsergebnisse vorgestellt, die eine Gruppe von KollegInnen zusammen mit Prof. Michael Buchholz von der IPU erarbeitet hat.

Armin Zemann-Caspary ist Psychoanalytiker in eigener Praxis und Lehrtherapeut bei der DGPT. Vor seiner Ausbildung zum Psychoanalytiker war er als Unternehmensberater und im Personalwesen in der Finanzbranche tätig.

“Forensische Psychotherapie” (Hans-Werner Saloga)

Stetig steigt die Delinquenz bei Jugendlichen und Erwachsenen, wie auch die Prävalenz von psychischen Störungen. Viele Bestrebungen gab und gibt es, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Es wurden verschiedene Strategien und Therapiemodelle entwickelt und vieles publiziert.
Der analytischen Psychotherapie mit dissozialen Jugendlichen wurde schon sehr früh in Wien Beachtung geschenkt. Heute jedoch wird die psychoanalytische Behandlung von Straftätern eher stiefmütterlich behandelt und bei Kongressen und in Hörsälen hört man wenig darüber.
Muss also psychoanalytische Psychotherapie kapitulieren vor schweren dissozialen Fehlentwicklungen? Wirkt sich die Kombination von persönlicher und sozialer Störung derart negativ auf die Indikationsstellung aus, dass Hauptprobleme wie „mangelnde Motivation“ und „Unfähigkeit ein Arbeitsbündnis einzugehen“ zu therapeutischer Resignation führen? Oder liegt gerade darin eine Chance?
Diese Einführung will versuchen, die Möglichkeiten und Grenzen forensischer Psychotherapie aufzuzeigen und zu diskutieren.

Herr Saloga arbeitet tiefenpsychologisch fundiert als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und ist seit 1985 in eigener Praxis tätig, mit Spezialisierung in den Bereichen “Asperger”, “forensische Psychotherapie” und “Psychoonkologie”. Darüber hinaus ist er Mitglied verschiedener Fachgesellschaften und als Dozent in den Ausbildungs- und Studiengängen von PsychotherapeutInnen und PsychologInnen tätig.


“Die fehlende Evidenz Psychodynamischer Therapieverfahren - (k)ein alter Hut?!” (Prof. Dr. Cord Benecke)

“Einer der hartnäckigsten Mythen in der Klinischen Psychologie lautet: Es gibt keine Evidenz für die Wirksamkeit Psychodynamischer Psychotherapie, und schon gar nicht für Psychoanalyse. Im Vortrag soll dieser Mythos anhand der aktuellen Befundlage zur Wirksamkeit aber auch zu Prozess-Outcome-Zusammenhängen überprüft werden. Gleichzeitig sollen sowohl die vorherrschenden Studiendesigns der Wirksamkeitsforschung als auch die Empirie-kritische Haltung vieler Psychoanalytiker:innen kritisch hinterfragt werden.”
Prof. Dr. Cord Benecke ist psychoanalytisch ausgebildeter Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Kassel. Er forscht seit Jahrzehnten rund um die psychodynamische Therapieform, ist Mitglied renommierter Gesellschaften und Autor mehrerer Fachbücher.

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“Liebe essen Seele auf. Die Angst vor der Liebe im analytischen Setting” (Gerhard Hummel)

Im Jahre 1882 floh Joseph Breuer panisch aus dem Hause von Anna O., als sie sich in heftigen Wehen wand bei der „Geburt“ eines phantasierten gemeinsamen Kindes. Er hatte mit der attraktiven und kreativen jungen Frau über 1000 Stunden die ersten Ansätze der Psychoanalyse erprobt. Nach heutiger Kenntnis muss man wohl annehmen, dass Breuer seine erotische Gegenübertragung nicht erkennen und damit auch das komplexe Begehren von Anna O. nicht sehen konnte.
Diese Angst vor den Fallstricken der Liebe steckt der Psychoanalyse bis heute in den Knochen. Seit Freuds „Bemerkungen zur Übertragungsliebe“ von 1916 drehen sich die wissenschaftlichen Beiträge zum Thema erotisches Übertragungsfeld häufig um die Deutung der Übertragungs- und Gegenübertragungsliebe als Abwehr negativer Übertragung. Auch versuchen namhafte Autoren vergeblich, „wahre“ Liebe von der Übertragungsliebe zu unterscheiden. Eine Liebe, die sich im Spektrum von Sympathie bis zu heftigem sexuellen Begehren bewegen kann. Untergründig schwelt die Angstvorstellung, dass zu viel an Liebe zum Missbrauch führen muss.
Trotz der scheinbaren Liberalisierung von Sexualität in unserer Gesellschaft muss dieses Thema in Supervisionen und Lehranalysen immer wieder mit der Zange geboren werden. Gleichzeitig ist der Missbrauch in therapeutischen Beziehungen skandalöse Realität, die sich trotz Bewusstseinsbildung und Diskurs in den vergangenen Jahren nicht erkennbar verändert hat. Mit dem Kurzschluss „Eros führt zu Missbrauch“ wird verdeckt, dass Eros im analytischen Setting nach Edith Parsons nicht nur Minenfeld sondern auch Goldmine sein kann – das Gold von Kreativität, von Lust an Erkenntnis und Mut zu Veränderung.
In dem Vortrag will ich versuchen, der Geschichte und Genese der beschriebenen Angst nachzugehen und mit dem besseren Verständnis über die Hintergründe diese Angst vor dem Eros zu vermindern. Ich will weiter den Nachweis führen, soweit in der Kürze der Zeit möglich, dass sexueller Missbrauch im analytischen Setting mit Liebe nichts zu tun hat, sondern eine Perversion von Liebe darstellt. Der kreative Umgang mit dem Begehren der PatientInnen und dem eigenen Begehren braucht Mut, die Goldmine liegt nicht an der Oberfläche. Aber wenn wir das Begehren verdrängen, kann es in veränderter und unwillkommener Form wiederkehren. Das haben wir von Freud gelernt.
In dubio pro libido.

Gerhard Hummel ist Facharzt für Psychotherapie und Psychosomatik. Er ist als Psychoanalytiker, Lehranalytiker und Supervisor (MAP, DGPT) tätig. Seit vielen Jahren gibt er Workshops zum Thema erotische Übertragung.

 

Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen findest Du ebenfalls im LSF, auf Facebook und Instagram. Wir freuen uns auf Deine Teilnahme!

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