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GABEK WinRelan

GABEK steht für Ganzheitliche Bewältigung sprachlich erfasster Komplexität. Grundidee ist, dass „wir unsere Umwelt nicht durch isolierte Sinnesdaten wahrnehmen, sondern in Form von Gestalten“ (Zelger 1999, 41; 2000, 41). Zelger führt für seine Methode den Begriff der sprachlichen Gestalt ein. „Eine sprachliche Gestalt ist eine komplexe sprachliche Einheit, bei der sich die einzelnen Sätze als Teile voneinander deutlich unterscheiden und gleichzeitig durch Knotenbegriffe stabil miteinander vernetzt sind, so dass die Textgruppe insgesamt als sinnvolle Einheit empfunden wird“ (Zelger 1999, 41). Die Gestaltteile sind dabei die einzelnen Verhältnisse, welche in einer gegebenen Gestalt unterschieden werden.

Mithilfe des Textanalyseprogramms WinRelan, einer gemeinsamen Entwicklung von Zelger und Schönegger, können Daten aufbereitet und ausgewertet werden.

Der Zugang über die qualitative Forschung zum Forschungsgegenstand ist für sämtliche Bereiche der Erforschung von Zusammenhängen Risiko- bzw. Stressverhalten – Mensch und Technik für die Auseinandersetzung notwendig, aus der heraus sich neue Anwendungen im technischen Bereich ergeben können. Die Abfrage von nur quantitativen Daten lässt die Situation der Menschen in Stress- bzw. Ausnahmesituation teilweise außer Acht und kann durch Simulationen nur teilweise realitätsnah dargestellt werden. Die Annahme, dass Menschen darüber implizites, verborgenes Wissen haben, stellt eine Möglichkeit dar, dieses Wissen mit den geeigneten Methoden sichtbar und nutzbar zu machen.

Im Vergleich zu anderen qualitativen Datenanalyseverfahren, die zum Teil nur ein Verfahren des Datenmanagements bieten (z. B. Microsoft Acess, Nutzung von Text-Retrievern und Datenbankprogrammen) bei denen es um eine bessere und effektivere Handhabung des Datenmaterials geht, lässt sich GABEK WinRelan in die Kategorie analytisches Verfahren, bei dem es darum geht, Beziehungszusammenhänge aufzudecken, einordnen.

GABEK ist ein Verfahren zur Wissensorganisation, bei dem ungeordnete verbale Daten, also Wissen in Form von Text, zuerst in so genannte Sinneinheiten eingeteilt werden, die in der für GABEK-Anwendungen entwickelten Computerimplementierung WinRelan in einem System von Indexkarten abgespeichert werden. Um die Komplexität eines Textes weiter zu reduzieren, werden Schlüsselbegriffe (wesentliche Begriffe, die als Träger des semantischen Inhalts eines Textes ein zentrales Thema repräsentieren) kodiert.

Beim Prozess des Kodierens werden die vorliegenden Texte schließlich in Form von Schlüsselbegriffen repräsentiert. Dadurch werden die Knotenpunkte des begrifflichen Netzes bestimmt. Sätze werden so als Menge von Begriffen dargestellt, Sinneinheiten als einfache begriffliche Strukturen und ganze Texte – also die Gesamtheit der zugrunde liegenden verbalen Daten – als großes, komplexes begriffliches Netzwerk.

Mit Hilfe des Instruments GABEK WinRelan ist es möglich die Sätze jeder einzelnen Textgruppe nach weiteren Regeln zu einem neuen Satz zusammenzufassen. Es ergeben sich sprachliche Gestalten. Aus den Zusammenfassungen werden nach denselben Regeln neue übergeordnete Textgruppen gebildet. Die darin enthaltenen Sätze werden nach denselben Regeln zu einem neuen Satz zusammengefasst. Das Verfahren wird auf jeder Ebene von unten nach oben so lange fortgesetzt, bis keine neuen Textgruppen mehr gebildet werden können, die sich inhaltlich hinreichend unterscheiden von allen schon gebildeten Textgruppen.

Nachdem die oben beschriebenen Operationen der Wissensorganisation mit Hilfe von GABEK WinRelan durchgeführt sind, entwickelt sich ein Gestaltenbaum, eine selbstähnliche Gesamtstruktur, welche Meinungen und Einstellungen der Befragten so abbildet, dass sie auf verschiedenen Komplexitätsebenen gelesen werden können.

Gestaltenbaum

GABEK WinRelan bietet noch weitere Analysemöglichkeiten wie die Netzwerkgrafiken bzw. Assoziationsgrafen, die Bewertungslisten, die Relevanzanalyse, die Kausalanalyse und die Projektvergleiche. Diese können je nach Fragestellung einzeln und gemeinsam angewendet werden.

Assoziationsnetz

Die Auswahl der Interviewpartner stellt die Grundlage für die Auswertung mittels GABEK WinRelan dar. Dazu muss ein Clusterkatalog gebildet werden, der ermöglicht, Kriterien für relevante Clusterparameter zu bestimmen. Hierzu werden - anders als in einer quantitativen Untersuchung - Parameter, Charakteristiken beschrieben, die von den Untersuchungspersonen erfüllt werden müssen (z.B. Alter, Geschlecht, Dienstjahre, Triage Erfahrung). Die ermittelten Personen werden den Parametern zugeordnet, und es werden Cluster gebildet, aus denen dann die Stichprobe gezogen wird.

Die Stichprobe beträgt je Untersuchungswelle (hier drei)  ca. 12 bis 15 Personen. Eine größere Anzahl an Interviewten bringt keinen Mehrgewinn an Informationen. Dieses Vorgehen trägt zur Validität der Ergebnisse bei, da durch die Erhebungswellen nicht ausgeschlossen werden kann, dass bereits interviewte Personen nicht mehr zur Verfügung stehen. Diese können dann durch andere in ihren Parametern gleiche Personen ersetzt werden.

Um zu ermitteln, ob die entwickelten Fragen zum Untersuchungsgegenstand hinführen und gut beantwortet werden können, erfolgen verschiedene Testbefragungen. Falls notwendig müssen Fragen für den Interviewleitfaden überarbeitet werden.

Nach erfolgter Stichprobenauswahl und der Erstellung der Fragen werden die ca. eineinhalb stündigen Interviews leitfadengestützt durchgeführt und mittels Aufnahmegerät aufgenommen.