Projekt e-Triage
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Projektbeschreibung und Ziele

Szenario

Bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) ist ein zeitnaher Situationsüberblick von entscheidender Bedeutung für den effektiven Einsatz von Rettungspersonal, Fahrzeugen und aufnehmenden Krankenhäusern. Die übliche Vorgehensweise ist, dass Sichtungsteams die Verletzten vor Ort klassifizieren (Triage) mittels einer beschreibbaren Verletztenanhängekarte. Nachfolgende Rettungskräfte priorisieren  anhand des Sichtungsergebnisses die Behandlung und den Abtransport der Betroffenen.

Bisheriger schematischer Informationsfluss bei einem Massenanfall von Verletzten

Die zwangsläufig dezentral ablaufende Sichtung und Erfassung von Betroffenen erschwert das Katastrophenmanagement erheblich, da die für die Einsatzleitung wichtigen Informationen an den Patienten selbst verbleiben. Nur durch aufwändiges Abschreiben können diese Daten in Papierform dupliziert werden. Eine weitere Gefahr kann in diesem Zusammenhang das zeitgleiche Ausfallen bzw. die Überlastung von Kommunikationsinfrastrukturen sein.

Ziel des Gesamtprojekts

Das Ziel des Gesamtprojekts liegt in der Konzeption und Entwicklung eines elektronischen Betroffenenerfassungssystems, das insbesondere in Katastrophen, aber auch alltagsnah in Individualnotfällen eingesetzt werden kann. Allen Personen und Einrichtungen/Stellen, die an der Erfassung der Betroffenen sowie Versorgung, Abtransport und an der Unterbringung der Verletzten in Hospitälern beteiligt sind, soll ein einheitliches Kommunikations- und Datenbanksystem zur Verfügung stehen, um die Dokumentation und die Koordinierung der Arbeitsaufträge zu erleichtern.

Psychologische Begleitforschung

Einsatzkräfte begegnen der Einführung von neuem technischem Gerät teilweise mit großer Skepsis. Die mangelnde Akzeptanz kann die Einführung des Systems gefährden oder behindern. Zur Verwirklichung des Gesamtvorhabens befasst sich die psychologisch–ethische Begleitforschung mit der Klärung der Fragestellung, unter welchen Voraussetzungen Einsatzkräfte, die unter psychotraumatologisch relevanten Arbeitsbedingungen tätig werden, technische Innovationen akzeptieren bzw. welche Faktoren die Einstellung von Einsatzkräften beeinflussen.

Stress und extreme Belastung

Schon alltagsnahe Einsätze können Fehlbeanspruchungen und psychische Krankheiten nach sich ziehen. Die Durchführung von Sichtungen (Triage) nach Katastrophenfällen und Großschadenslagen ist maximal belastend. Unter extremer Belastung neigen Einsatzkräfte (wie jeder Mensch) zu Dissoziationen (Störung, bei der es zu einem teilweisen oder völligen Verlust von psychischen Funktionen wie des Erinnerungsvermögens, eigener Gefühle oder Empfindungen (Schmerz, Angst, Hunger, Durst, …), der Wahrnehmung der eigenen Person und/oder der Umgebung. Dadurch stehen den Einsatzkräften kognitive Fähigkeiten nur eingeschränkt zur Verfügung. Je komplexer Handlungsabläufe sind, desto höher ist die Gefahr von Fehlbedienung.  Der Umgang mit technischer Ausstattung erfordert eine einfache Handhabung. Zudem behindert der ethische Impuls Menschen retten und schützen zu wollen die Betroffenenerfassung, bei der zunächst nur eine Sichtung und Einstufung in Kategorien vorgenommen werden soll. Die Qualität der Gesamtabwicklung eines Katastropheneinsatzes wird in seiner Qualität eingeschränkt. [mehr]